Grundlagen der Dampftechnik und Wärmeübertragung

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Wärmeübertragung

In einem Dampfheizsystem ist es das einzige Ziel der Dampferzeugung und -verteilung, Wärme an der Wärmeübertragungsfläche eines Prozesses zur Verfügung zu stellen. Wenn die erforderliche 
Wärmemenge und der Dampfdruck bekannt sind, muss der erforderliche Dampfverbrauch ermittelt werden. Das ermöglicht es, den Dampfkessel und das zu erstellende Dampfsystem zu dimensionieren.

Formen der Wärmeübertragung

Sobald ein Temperaturgefälle vorhanden ist, sei es innerhalb eines Mediums oder zwischen Medien, findet eine Wärmeübertragung statt. Dies kann in Form von Wärmeleitung, Konvektion oder Strahlung geschehen.

Wärmeleitung

Wenn ein Temperaturgefälle entweder in einem Feststoff oder in einem stehenden, flüssigen Medium vorliegt, dann nennt man die stattfindende Wärmeübertragung Wärmeleitung. Sobald benachbarte Moleküle in einem Fluid zusammenstoßen, wird Energie von den energiereicheren Moleküle auf die energieärmeren Moleküle übertragen. Da höhere Temperaturen mit höheren Molekülenergien verbunden sind, muss die Wärmeleitung in Richtung der abnehmenden Temperatur stattfinden.

Dieses Phänomen kann sowohl bei Flüssigkeiten als auch bei Gasen beobachtet werden. Jedoch sind in Flüssigkeiten die molekularen Wechselwirkungen stärker und häufiger, da die Moleküle näher beieinander liegen. Bei Feststoffen wird die Wärmeleitung durch atomare Gitterschwingungen verursacht, wie in Modul 2.2 beschrieben.

Die verwendete Gleichung, um die Wärmeübertragung durch Wärmeleitung auszudrücken, wird Fouriersches Gesetz genannt. Wenn eine lineare Temperaturverteilung im Beharrungszustand vorliegt, kann dies für eine eindimensionale, ebene Wand folgendermaßen dargestellt werden:

Beispiel 2.5.1

Stellen Sie sich eine ebene Wand aus Stahl vor, welche eine Wärmeleitfähigkeit von 70 W/m °C und eine Dicke von 25 mm besitzt. Sie hat eine Oberfläche von 0,3 m mal 0,5 m und eine Temperatur von 150 °C auf der einen und 80 °C auf der anderen Seite.

Die Wärmeleitfähigkeit wird durch den Werkstoff der Wand bestimmt und hängt von der Temperatur ab. Tabelle 2.5.1 zeigt die Änderung der Leitfähigkeit in Abhängigkeit von der Temperatur für verschiedene, gängige Werkstoffe auf.

Tabelle 2.5.1 Wärmeleitfähigkeit (W/m °C)

Material
Wärmeleitfähigkeit (W/m °C)

Bei 25 °C

Bei 125 °C Bei 225 °C
Eisen 80 68 60
Kohlenstoffarmer Stahl 54 51 47
Edelstahl 16 17.5 19
Wolfram 180 160 150
Platin 70 71 72
Aluminium 250 255 250
Gold 310 312 310
Silber 420 418 415
Kupfer 401 400 398

Wenn man sich den Mechanismus der Wärmeübertragung durch Wärmeleitung vor Augen führt, dann ist die Wärmeleitfähigkeit eines Feststoffes viel größer als die einer Flüssigkeit und die Wärmeleitfähigkeit einer Flüssigkeit größer als die eines Gases. Luft hat eine besonders niedrige Wärmeleitfähigkeit und das ist der Grund, warum Isoliermaterialien oft viele Lufteinschlüsse haben.

Konvektion

Die Übertragung von Wärmeenergie zwischen einer Oberfläche und einem strömenden Fluid mit unterschiedlichen Temperaturen nennt man Konvektion. Tatsächlich ist es eine Kombination aus dem Mechanismus der Diffusion und Bewegung von Materie bzw. Molekülen.

Nahe der Oberfläche, wo die Fluidgeschwindigkeit gering ist, überwiegt die Diffusion (oder zufällige Molekülbewegung). Weiter entfernt von der Oberfläche hat die Bewegung der Moleküle jedoch einen zunehmenden Einfluss. Konvektive Wärmeübertragung kann in Form von erzwungener oder natürlicher Konvektion stattfinden. Erzwungene Konvektion tritt dann auf, wenn der Fluidstrom durch äußere Kräfte, wie zum Beispiel eine Pumpe oder einen Ventilator, erzwungen wird. Im Gegensatz dazu wird natürliche Konvektion durch Auftriebskräfte auf Grund von Dichteunterschieden, verursacht durch Temperaturunterschiede im Fluid, hervorgerufen.

Die durch einen Phasenübergang wie Sieden oder Kondensieren verursachte Übertragung von Wärmeenergie wird ebenfalls als konvektiver Wärmeübertragungsprozess bezeichnet.

Die Gleichung für Konvektion ist in Gleichung 2.5.2 dargestellt und eine Ableitung des Newtonschen Abkühlungsgesetzes.

Beispiel 2.5.2

Stellen Sie sich eine ebene Wand mit einer Oberfläche von 0,4 m mal 0,9 m bei einer Temperatur von 20 °C vor.

Ein Fluid strömt mit einer mittleren Temperatur von 50 °C über die Oberfläche.

Der konvektive Wärmeübertragungskoeffizient (h) beträgt 1 600 W/m² °C.

Berechnen Sie die Wärmeübertragungsmenge:

Strahlung

Der Wärmeübergang auf Grund von Wärmeemission von einer Oberfläche, in Form von elektromagnetischen Wellen, wird als thermische Strahlung bezeichnet. Solange kein intervenierendes Medium vorhanden ist, findet eine reine Wärmeübertragung zwischen den beiden Oberflächen mit unterschiedlicher Temperatur statt. Diese Form der Wärmeübertragung ist nicht auf ein stoffliches Medium angewiesen und tatsächlich unter Vakuum am effektivsten.

Die allgemeine Wärmeübertragungsgleichung

Bei den meisten praktischen Vorgängen ist es sehr unüblich, dass die gesamte Energie nur durch eine einzige Form der Wärmeübertragung transferiert wird. Der gesamte Wärmeübertragungsprozess ist normalerweise eine Kombination zweier oder mehrerer verschiedener Mechanismen.

Die allgemeine Gleichung, die zur Berechnung des Wärmeübergangs über eine Fläche bei der Auslegung verwendet wird, und welche einen Bestandteil der Wärmetauschertheorie darstellt, lautet:

Der gesamte Wärmedurchgangskoeffizient (U)

Dieser berücksichtigt sowohl wärmeleitende als auch konvektive Widerstände zweier, durch eine feste Wand getrennte Fluide. Der gesamte Wärmedurchgangskoeffizient ist der Kehrwert des gesamten Wärmedurchlasswiderstandes, welcher wiederum die Summe der Einzelwiderstände ist.

Der gesamte Wärmeübertragungskoeffizient kann auch den Verschmutzungsgrad (Fouling) des Wärmeübertragungsprozesses berücksichtigen. Die Ablagerung eines Films oder von Verschmutzungen auf der Wärmeübertragungsfläche reduziert die Wärmeübertragungsmenge schrittweise. Der sogenannte Foulingfaktor stellt den zusätzlichen thermischen Widerstand dar, der von Fluidverunreinigungen, Rostbildung oder anderen Reaktionen zwischen dem Fluid und der Wand verursacht wird.

Die Größe der einzelnen Koeffizienten hängt dabei von der Art des Wärmeübertragungsprozesses, den physikalischen Eigenschaften der Fluide, dem Massenstrom der Fluide und dem physischen Layout der Wärmeübertragungsfläche ab.

Da das physische Layout nicht festgelegt werden kann, bevor die Wärmeübertragungsfläche ermittelt wurde, ist die Dimensionierung eines Wärmetauschers notgedrungen ein iterativer Vorgang. Der Ausgangspunkt für dieses Verfahren beinhaltet normalerweise die Auswahl typischer Werte für den gesamten Wärmedurchgangskoeffizienten verschiedener Typen von Wärmetauschern.

Die exakte Berechnung der einzelnen Wärmedurchgangskoeffizienten ist ein komplizierter Vorgang und in vielen Fällen auf Grund unbekannter Parameter nicht möglich. Daher ist die Verwendung bewährter, typischer Werte für den gesamten Wärmedurchgangskoeffizienten für die praktische Anwendung geeignet. 

Temperaturdifferenz (∆T)

Das Newtonsche Abkühlungsgesetz besagt, dass die Wärmeübertragungsmenge mit der momentanen Temperaturdifferenz zwischen dem warmen und dem kalten Medium zusammenhängt. In einem Wärmeübertragungsprozess ändert sich diese Temperaturdifferenz entweder auf Grund der Stelle oder über die Zeit. Die allgemeine Wärmeübertragungsgleichung wurde somit als Erweiterung des Newtonschen Abkühlungsgesetzes entwickelt, wobei die mittlere Temperaturdifferenz verwendet wird, um für eine vorgegebene Heizanwendung die erforderliche Wärmeübertragungsfläche zu ermitteln.  

Mittlere Temperaturdifferenz (∆TM)

Die Bestimmung der mittleren Temperaturdifferenz in einem Strömungsprozess wie in einem Wärmetauscher wird dabei von der Strömungsrichtung abhängen. Die Primär- und Sekundärfluide können in dieselbe Richtung (Parallelstrom/Gleichstrom), in die entgegengesetzte Richtung (Gegenstrom) oder senkrecht zueinander (Kreuzstrom) fließen. Wird Sattdampf eingesetzt, kann die Primärfluidtemperatur als konstant angesetzt werden, da die übertragene Wärme nur aus der Änderung des Aggregatzustandes resultiert. Somit ist das Temperaturprofil nicht mehr von der Strömungsrichtung abhängig.

Weil das Sekundärfluid jedoch über die Wärmeübertragungsfläche strömt, findet die größte Wärmeübertragung am Eintritt statt und reduziert sich zunehmend bis zum Austritt. Das liegt einfach daran, dass mit dem Anstieg der Sekundärtemperatur die Temperaturdifferenz zwischen dem Dampf und dem Sekundärfluid abnimmt.

Das daraus resultierende Temperaturprofil von Dampf und Sekundärfluid sieht normalerweise so wie in Abbildung 2.5.1 dargestellt aus.

Der Anstieg der Sekundärtemperatur ist nicht linear und lässt sich am besten durch eine logarithmische Berechnung darstellen. Aus diesem Grund wird die gewählte mittlere Temperaturdifferenz als die mittlere logarithmische Temperaturdifferenz oder LMTD oder ∆TLM bezeichnet.

Eine einfachere (aber ungenauere) Möglichkeit, die mittlere Temperaturdifferenz zu berechnen, ist es, die mittlere arithmetische Temperaturdifferenz oder AMTD oder ∆TAM heranzuziehen. Diese geht von einem linearen Anstieg der sekundären Fluidtemperatur aus und ergibt für eine schnelle, manuelle Berechnung normalerweise einen ausreichenden Näherungswert für die mittlere Temperaturdifferenz, der in Gleichung 2.5.3 genutzt werden kann. Das mittlere arithmetische Temperaturprofil ist in Abbildung 2.5.2 dargestellt.

Die mittlere arithmetische Temperaturdifferenz (AMTD)

Für Dampfanwendungen, bei denen die Temperatur des Primärfluids (Dampf) konstant bleibt, kann die Gleichung folgendermaßen vereinfacht werden:

Da es auf der Dampfseite keine Änderung der Temperatur gibt, liefert die mittlere arithmetische Temperaturdifferenz normalerweise eine ausreichende Darstellung des Wärmeübertragungsprozesses, und ist für eine manuelle Berechnung einfach zu handhaben.

Es kann aber auch die mittlere logarithmische Temperaturdifferenz verwendet werden, welche die nichtlineare Temperaturänderung des Sekundärfluids berücksichtigt.

Die mittlere logarithmische Temperaturdifferenz (LMTD)

Gleichung 2.5.4 und 2.5.5 gehen beide davon aus, dass es keine Änderung der spezifischen Wärmekapazität oder des gesamten Wärmedurchgangskoeffizienten gibt und keine Wärmeverluste auftreten.

In Wirklichkeit kann sich die spezifische Wärmekapazität auf Grund der Temperaturschwankungen ändern. Der gesamte Wärmedurchgangskoeffizient könnte sich durch Schwankungen der Fluideigenschaften und Strömungsbedingungen ebenfalls ändern. Für die meisten Anwendungen sind diese Abweichungen jedoch vernachlässigbar und die Verwendung von Mittelwerten absolut ausreichend.

In den meisten Fällen werden Wärmetauscheranlagen gegen die Umgebung isoliert, allerdings wird die Isolierung nicht zu 100 % wirksam sein. Daher wird die Energie, die zwischen dem Dampf und dem Sekundärfluid übertragen wird, nicht die gesamten Wärmeabgabe des Primärfluids widerspiegeln. 

Beispiel 2.5.3

Es wird Dampf mit 2 bar ü verwendet, um Wasser von 20 °C auf 50 °C zu erwärmen. Die Sättigungstemperatur von Dampf bei 2 bar ü beträgt 134 °C.

Bestimmen Sie die mittlere arithmetische und logarithmische Temperaturdifferenz:

In diesem Beispiel haben die mittlere arithmetische und die logarithmische Temperaturdifferenz einen ähnlichen Wert. Das liegt daran, dass der Temperaturanstieg des Sekundärfluids im Vergleich zur Temperaturdifferenz zwischen den beiden Fluiden gering ist.

Beispiel 2.5.4

Stellen Sie sich einen druckbeaufschlagten Fluidtank vor, welcher über Dampf mit 4,0 bar ü von 10 °C auf 120 °C aufgeheizt werden soll. Die Sättigungstemperatur von Dampf bei 4,0 bar ü beträgt 152 °C.

Bestimmen Sie die mittlere arithmetische und logarithmische Temperaturdifferenz:

Da der Temperaturanstieg des Sekundärfluids im Vergleich zu der Temperaturdifferenz zwischen den Fluiden groß ist, wird der Unterschied zwischen den beiden Ergebnissen signifikanter.

Bei Verwendung der AMTD anstelle der LMTD würde die berechnete Wärmeübertragungsfläche nahezu 15 % kleiner sein als die tatsächlich benötigte.

Wärmeübertragungswiderstände

Die Metallwand könnte nicht der einzige Widerstand bei einem Wärmeübertragungsprozess sein. Es ist anzunehmen, dass sich auf der Dampfseite eine Schicht aus Luft, Kondensat und Ablagerungen befindet. Auf der Produktseite könnten sich festgebackene Produktreste oder Ablagerungen und/oder eine stehende Produktschicht befinden.

Eine Umwälzung des Produktes kann die Auswirkungen eines stehenden Produktfilms gegebenenfalls beseitigen, während eine regelmäßige Reinigung der Produktseite Ablagerungen reduzieren sollte.

Eine regelmäßige Säuberung der dampfseitigen Oberfläche und damit Abbau der Schichtdicke von Ablagerungen kann die Wärmeübertragungsmenge ebenfalls erhöhen, wobei das nicht immer möglich ist. Diese Schicht könnte auch durch eine sorgfältige Beachtung der Kesselbetriebsweise und Abscheidung von Wassertröpfchen, welche Kesselverunreinigungen mitführen, vermindert werden. 

Filmkondensation

Die Vermeidung eines Kondensatfilms ist nicht ganz so einfach. Da der Dampf kondensiert, um seine Verdampfungsenthalpie abzugeben, bilden sich Wassertropfen auf der Wärmeübertragungsfläche. Diese können sich verbinden und einen durchgehenden Kondensatfilm bilden. Der Kondensatfilm kann die Wärmeübertragung 100 bis 150 mal mehr behindern als eine metallische Heizfläche und 500 bis 600 mal mehr als eine aus Kupfer

Tropfenkondensation

Wenn sich die Wassertropfen nicht sofort auf der Wärmeübertragungsfläche verbinden und sich kein durchgehender Wasserfilm bildet, kommt es zur Tropfenkondensation. Die bei der Tropfenkondensation erreichbaren Wärmeübertragungsmengen sind allgemein wesentlich größer als die bei Filmkondensation erzielbaren.

Da ein Großteil der Wärmeübertragungsfläche bei der Tropfenkondensation frei liegt, kann der Wärmedurchgangskoeffizient bis zu zehnmal größer sein als bei der Filmkondensation.

Bei Wärmetauscherkonstruktionen, welche die Tropfenkondensation begünstigen, ist der hierdurch hervorgerufene thermische Widerstand gegenüber anderen Wärmeübertragungswiderständen vernachlässigbar. Es hat sich aber gezeigt, dass es sehr schwierig ist, die für die Tropfenkondensation erforderlichen Bedingungen konstant zu halten.

Falls die Oberfläche mit einem wasserabweisenden Material beschichtet ist, kann es möglich sein, eine Tropfenkondensation für eine gewisse Zeit aufrechtzuerhalten. Für diesen Zweck werden manchmal Oberflächenbeschichtungen wie Silikon, PTFE und eine Reihe von Wachsen und Fettsäuren auf die Oberflächen von Wärmetauschern aufgetragen, um Tropfenkondensation zu begünstigen Diese Beschichtungen verlieren allerdings durch Prozesse wie Oxidation oder Fouling nach und nach ihre Wirksamkeit und die Filmkondensation wird dann voraussichtlich wieder dominieren.

Da Luft ein so guter Isolator ist, erzeugt sie einen noch viel größeren Wärmeübertragungswiderstand. Luft kann einen zwischen 1 500 und 3 000 mal höheren Widerstand gegen einen Wärmestrom haben als Stahl und einen 8 000 bis 16 000 mal größeren Widerstand als Kupfer. Das bedeutet, dass eine 0,025 mm dicke Luftschicht die Wärmeübertragung genauso behindert wie eine 400 mm dicke Kupferwand! Natürlich sind all diese vergleichenden Zusammenhänge von den Temperaturprofilen über die einzelnen Schichten abhängig.

Abbildung 2.5.4 zeigt die Auswirkungen, welche die Kombination der verschiedenen Schichten auf den Wärmeübertragungsprozess hat. Diese Wärmeübertragungsbarrieren vergrößern nicht nur die Dicke der gesamten wärmeleitenden Schicht, sondern reduzieren auch die mittlere thermische Leitfähigkeit der Schicht in hohem Maße.

Je mehr die Schicht den Wärmestrom behindert, umso größer wird das zu erwartende Temperaturgefälle. Das hat zur Folge, dass der Dampfdruck wesentlich höher sein muss, um die gleiche gewünschte Produkttemperatur zu erreichen.

Das Vorhandensein von Luft- oder Wasserfilmen auf den Wärmeübertragungsflächen bei Prozess- oder Raumheizungsanwendungen ist nicht ungewöhnlich. Das tritt bis zu einem gewissen Grad bei allen dampfbeheizten Prozessen auf.

Um den gewünschten Produktdurchsatz zu erreichen und die Verfahrenskosten für den Dampfbetrieb zu minimieren, kann eine hohe Heizleistung durch die Reduzierung der Filmdicke auf der Kondensationsfläche erreicht werden. In der Praxis hat Luft normalerweise den wesentlichsten Einfluss auf die Effizienz der Wärmeübertragung und durch ihre Beseitigung aus der Dampfversorgung wird die Heizleistung steigern. 

Bestimmung des gesamten Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert)

Die fünf mit dem Thema Wärmeübergang üblicherweise verbundenen Hauptbegriffe sind:

  1. Wärmestrom Q̇ (W)
  2. Wärmeleitfähigkeit k (W/m °C)
  3. Wärmeübergangswiderstand r (m °C/W)
  4. Wärmedurchlasswiderstand R (m2 °C/W)
  5. Wärmedurchgangskoeffizient U (W/ m2 °C)

Der folgende Text dieses Moduls beschreibt diese und wie sie miteinander zusammenhängen.

Die traditionelle Methode für die Berechnung der Wärmeübertragung über eine ebene Wand berücksichtigt die Verwendung eines gesamten Wärmedurchgangskoeffizienten, U oder besser gesagt den gesamten Wärmedurchgang zwischen der einen und der anderen Seite der Wand.

U-Werte sind für eine große Auswahl und Kombination von Werkstoffen und Fluiden verfügbar und werden normalerweise durch empirische Daten und Betriebserfahrung beeinflusst. Die zuvor erwähnten Kondensatfilme, Luft, Ablagerungen und das Produkt auf beiden Seiten der Metallwand haben einen gravierenden Einfluss auf die gesamte thermische Übertragung und daher ist es sinnvoll, erst das ganze Thema der Wärmeübertragung über eine einfache, ebene Wand und dann eine mehrschichtige Barriere zu betrachten.

Wärmeübertragung durch Wärmeleitung durch eine einfache, ebene Wand

Am besten beginnt man damit, den einfachsten möglichen Fall zu betrachten; eine metallische Wand mit konstanten thermischen Eigenschaften und festgelegten Oberflächentemperaturen

T1 und T2 sind die Oberflächentemperaturen auf jeder Seite der Metallwand mit der Dicke L und die Temperaturdifferenz zwischen den zwei Oberflächen sei ∆T.

Wenn mögliche Widerstände gegen den Wärmestrom an den zwei Oberflächen nicht berücksichtigt werden, kann der Prozess des Wärmestromes durch die Wand vom Fourierschen Gesetz der Wärmeleitung abgeleitet werden, wie in Gleichung 2.5.1 dargestellt ist. Der Begriff „Barriere“ bezieht sich auf einen Wärmewiderstandsfilm oder auf die Metallwand eines Wärmetauschers.

Gemäß den Definitionen der Gleichung 2.5.6 ist χ/k die Dicke der Barriere dividiert durch ihre inhärente Eigenschaft der Wärmeleitfähigkeit. Einfache Arithmetik besagt, dass wenn die Dicke (χ) der Barriere größer wird, der Wert χ/k auch größer wird, und wenn der Wert für die Leitfähigkeit (k) ansteigt, der Wert für χ/k kleiner werden wird. Eine Kenngröße, die sich auch auf diese Art und Weise verhält, ist der Wärmedurchlasswiderstand. Wenn die Dicke der Barriere ansteigt, nimmt der Widerstand gegen die Wärmeströmung zu, und wenn die Leitfähigkeit der Barriere zunimmt, dann sinkt der Widerstand gegen die Wärmeströmung. Daraus kann gefolgert werden, dass der Term χ/k in Gleichung 2.5.6 dem Wärmedurchlasswiderstand einer Barriere mit bekannter Dicke entspricht.

Die Ergebnisse einfacher Elektrotechniktheorie entsprechen den Gleichungen, die mit dem Wärmestrom zusammenhängen. Genauer gesagt das Konzept, dass in Reihe geschaltete Widerstände addiert werden können, ist ein hilfreiches Instrument, wenn der Wärmedurchgang durch eine mehrschichtige Wand untersucht werden soll, was wir in einem späteren Abschnitt dieses Moduls sehen werden.

Gleichung 2.5.6 kann nun unter Verwendung des Wärmedurchlasswiderstandes umformuliert werden, wobei

Der Wärmedurchlasswiderstand bezeichnet die Eigenschaft einer bestimmten Barriere und ändert sich mit deren Dicke und Leitfähigkeit. 

Im Gegensatz dazu ändert sich die Eigenschaft der Barriere, dem Wärmestrom Widerstand zu leisten, nicht, da dies eine physikalische Eigenschaft des Barrierematerials ist. Diese Eigenschaft nennt man Wärmeübergangswiderstand; sie ist der Kehrwert der Wärmeleitfähigkeit und in Gleichung 2.5.8 dargestellt.

Zusammenhang zwischen dem Gesamtwiderstand und dem gesamten U-Wert

In Wärmeübertragungsanwendungen muss normalerweise die Wärmeübertragungsmenge ermittelt werden, wie in der allgemeinen Gleichung für den Wärmeübergang (Gleichung 2.5.3) dargestellt ist.

Wärmestrom durch eine mehrschichtige Barriere

Wie in Abbildung 2.5.4 gesehen, wäre eine entsprechende, praktische Anwendung die Metallwand eines Wärmetauscherrohrs oder -platte, bei der Dampf auf der einen Seite genutzt wird, um Wasser auf der anderen Seite zu erwärmen. Es zeigt sich, dass es noch verschiedene andere Barrieren gibt, welche den Wärmestrom bremsen, wie zum Beispiel eine Luftschicht, ein Kondensatfilm, ein Ablagerungsfilm und ein stationärer Film des sekundärseitigen Wassers, der unmittelbar an die Heizfläche angrenzt.

Diese Filme können als „Verschmutzung“ (engl. Fouling) des Wärmestromes durch die Barriere betrachtet werden und deshalb werden diese Widerstände als „Foulingfaktoren“ von Wärmetauscherkonstrukteuren berücksichtigt.

Alle diese Filme, zusammen mit dem Widerstand der Metallwand, bilden einen Widerstand gegen den Wärmestrom und ähnlich wie in einem Stromkreislauf können diese Widerstände addiert werden, um einen Gesamtwiderstand zu bilden.

Daher ist:

Da der Widerstand χ/k ist, wie in Gleichung 2.5.6 dargestellt, kann die Gleichung 2.5.10 zu Gleichung 2.5.11 umgeschrieben werden:

Tabelle 2.5.2 Typische Wärmeleitfähigkeiten verschiedener Materialien 

Material Wärmeleitfähigkeit W/m °C
Luft 0.025
Kondensat 0.4
Ablagerungen 0.1 bis 1
Wasser 0.6
Stahl 50
Kupfer 400

Die Wärmeleitfähigkeit ändert sich in Abhängigkeit vom Filmmaterial (und Temperatur). Zum Beispiel hat Luft einen dreißigfach größeren Widerstand gegen den Wärmestrom wie Wasser. Aus diesem Grund ist es relativ gesehen wichtiger, Luft aus der Dampfversorgung zu entfernen, bevor sie den Wärmetauscher erreicht, als Wasser aus nassem Dampf abzuscheiden. Natürlich ist es dennoch sinnvoll, gleichzeitig nassen Dampf zu beseitigen.

Der Widerstand von Luft ist etwa zweitausend Mal höher als der von Stahl und etwa zwanzigtausend Mal höher als der von Kupfer. Auf Grund des hohen Widerstandes von Luft und Wasser gegenüber Stahl und Kupfer sind die Auswirkungen von kleinen Luft- und Wasserschichten auf den Gesamtwiderstand gegen den Wärmestrom relativ hoch.

Es macht keinen Sinn, ein Wärmeübertragungssystem von Stahl auf Kupfer umzustellen, solange Luft- und Wasserfilme vorhanden sind; das bringt nur eine geringe Leistungsverbesserung, wie wir in Beispiel 2.5.5 nachweisen werden.

Luft- und Wasserfilme auf der Dampfseite können einfach durch gute Ingenieurspraxis verhindert werden, indem in die Dampfversorgung vor dem Regelventil ein Dampftrockner mit einer Kugelschwimmerkondensatableiter-Einheit installiert wird. Ablagerungsfilme auf der Dampfseite können auch durch den Einbau von Schmutzfängern in derselben Leitung reduziert werden.

Ablagerungen auf der Produktseite sind eine etwas schwierigere Herausforderung, aber die regelmäßige Reinigung eines Wärmetauschers kann manchmal die Lösung dieses Problems darstellen. Eine andere Möglichkeit, Ablagerungen zu verringern, ist es, den Wärmetauscher mit geringeren Dampfdrücken zu betreiben; dies reduziert die Dampftemperatur und damit die Tendenz, dass sich Produktablagerungen bilden, speziell wenn das Produkt eine Lösung wie zum Beispiel Milch ist. 

Beispiel 2.5.5

Betrachten wir einen Dampf-/Wasser-Wärmetauscher, bei dem auf der Dampfseite die Luftschicht, der Kondensatfilm und die Ablagerungen jeweils eine Dicke von 0,2 mm haben. Auf der Wasserseite sind die Wasser- und Ablagerungsfilme 0,05 mm bzw. 0,1 mm stark.

Die Dicke der stählernen Wärmeübertragungsfläche ist 6 mm.

Tabelle 2.5.3 Der Widerstand der Barrieren einschließlich Stahlrohr

Material Dicke ‘x’ mm

Leitfähigkeit „k“ (W/m °C)

 Widerstand R = x/k (W/m °C)
Luft 0.2 0.025 0.008
Kondensat 0.2 0.4 0.000 5
Ablagerung Dampfseite
0.2 0.5 0.000 4
Stahlrohr 6.0 50.0 0.000 12
Wasser 0.05 0.6 0.000 08
Ablagerung Wasserseite 0.1 0.5 0.000 2

Aus Gleichung 2.5.6:

1. Berechnen Sie den gesamten U-Wert (U1) für die in Tabelle 2.5.3 dargestellten Bedingungen

2. Beseitigung der Luft und des Kondensates aus der Dampfversorgung

Nun betrachten Sie denselben Wärmetauscher, bei dem die Luft und das Kondensat über einen Dampftrockner in der Dampfversorgung abgeschieden wurden.

Berechnen Sie U2

Anhand von U2 sieht man, dass auf Grund der Installation des Dampftrockners in der Dampfversorgung zum Wärmetauscher und der damit verbundenen Annahme, dass alle Luft und alles Kondensat aus dem Dampf entfernt worden ist, der Wärmedurchgangskoeffizient mehr als elfmal so groß wie der ursprüngliche Wert wird.

3. Beseitigung der Ablagerung auf der Dampf- und Wasserseite

Berücksichtigen Sie nun die Beseitigung der Ablagerungen auf der Dampfseite durch die Installation eines Schmutzfängers in der Dampfleitung und die Beseitigung der Ablagerungen auf der Produktseite durch den Betrieb bei geringerem Dampfdruck.

Berechnen Sie U3

Der Wärmedurchgangskoeffizient hat sich durch Vermeidung der Ablagerungen nochmals vervierfacht.

4. Rückkehr zu den Ausgangsbedingungen, aber Wechsel der Stahlrohre gegen Kupferrohre gleicher Dicke

Tabelle 2.5.4 Der Widerstand der Barrieren einschließlich Kupferrohr

Material Dicke ‘x’ mm

Leitfähigkeit „k“

(W/m °C)

 Widerstand R = x/k 

(m2 °C/W)

Luft 0.2 0.025 0.008
Kondensat 0.2 0.4 0.000 5
Ablagerung Dampfseite 0.2 0.5 0.000 4
Kupferrohr 6 400 0.000 015
Wasser 0.05 0.6 0.000 08
Ablagerung Wasserseite 0.1 0.5 0.000 2

Berechnen Sie U4

Es zeigt sich, dass die größere Leitfähigkeit, welche das Kupfer gegenüber dem Stahl bietet, auf Grund des dominierenden Einflusses der Luft und anderer Foulingfaktoren nur einen geringen Unterschied beim gesamten Wärmeübergangskoeffizienten des Wärmetauschers ausmacht.

Beachten Sie, dass in der Praxis auch andere Faktoren, wie die Geschwindigkeit, mit der Dampf und Wasser durch die Wärmetauscherrohre und -platten strömt, oder die Überlagerung von Konvektion und Strahlung, den gesamten U-Wert beeinflussen.

Es ist auch sehr unwahrscheinlich, dass die Installation eines Dampftrockners oder Schmutzfängers das Vorhandensein von Luft, nassem Dampf oder Ablagerungen komplett verhindert. Die vorherigen Berechnungen wurden nur gemacht, um ihren Einfluss auf den Wärmeübergang zu zeigen. Jeder Versuch, solche Barrieren aus dem System zu entfernen, wird jedoch in der Regel Erfolg zeigen, und es ist nahezu garantiert, dass die Wärmeübertragung in einer dampfbeheizten Anlage oder in einem Ausrüstungsteil verbessert wird.

Anstelle dass einzelne Widerstände von Barrierefilmen berechnet werden müssen, gibt es Tabellen, welche den gesamten U-Wert für verschiedene Wärmetauscheranwendungen zeigen, wie zum Beispiel die Beheizung von Wasser oder Öl mit Hilfe von Dampfheizschlangen. Diese sind im Modul 2.10 Beheizung über Heizschlangen und Heizmäntel aufgeführt.

U-Werte für Wärmetauscher schwanken auf Grund von Faktoren wie Konstruktionsart (Rohrbündeloder Plattenbauart), Werkstoff und der Art der Fluide, die mit der Wärmeübertragungsfunktion verbunden sind, beträchtlich.